Frauen. Ein schwieriges Thema in meinem Leben. In meiner streng religiösen Erziehung wurde mir sogar der Augenkontakt mit Frauen untersagt. Ich hielt mich strikt daran. Ein Handschlag von einer Frau ließ mich zögern, normale Gespräche interpretierte ich stets als Flirtversuche. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht mal, wie flirten geht, wusste nicht, wie man einer Frau auf normale Art und Weise Interesse signalisierte und ihr Komplimente machte, ohne, dass es anzüglich wurde. Ich war der Meinung, dass Freundschaft zwischen Mann und Frau ein Ding der Unmöglichkeit war.

Diese Verklemmtheit brachte gewisse Nebenwirkungen mit sich. So war ich überzeugt davon, dass eine gute Frau ihre Ehre, ihre Jungfräulichkeit behalten müsse. Niemals wollte ich eine Frau heiraten, die diesem Weltbild nicht entsprach. Geschlechtsverkehr unter Ehelosen gehörte zu den größten Sünden überhaupt. Mir war die Intimität zu einer Frau nicht wirklich wichtig – zumindest dachte ich das – denn ich wollte sowieso nur ein einziges Mal heiraten und auch nur mit meiner ersten und einzigen Ehefrau meine Liebe teilen. Auch, wenn meine Vorstellung einem Disney-Film glich, so war ich doch überzeugt von meiner Welt. Nun war ich dabei, diese Welt zu verlassen. Es fühlte sich sündhaft an, dennoch war es der für mich richtige Schritt. Eines wusste ich aber ganz genau. Ich hatte schon immer Frauen respektiert, und das würde ich auch in der neuen Welt tun.

Tarik hingegen wuchs wohl in ganz anderen Verhältnissen auf – genauso wie die meisten Männer, die ich in der Haft kennengelernt hatte. Sie sprachen über Frauen auf eine Art und Weise, dass mir schlecht dabei wurde. Tarik allerdings spielte in Bezug darauf in einer komplett anderen Liga. Als ob es nicht reichen würde, dass seine „Freundin“ in einem Bordell arbeitete – angeblich, um den Wohlstand beider zu sichern – so nutzte er zudem jede Gelegenheit, um andere Frauen anzumachen. Er war zudem außerordentlich erfolgreich darin. Einer seiner Kanäle waren Dating-Apps. Er bekam ein Match nach dem anderen. Fing erfolgreich Flirtgespräche an, tauschte bereits nach sehr kurzer Zeit anzügliche Fotos aus und konnte so mindestens ein Treffen pro Wochenende arrangieren. Er war das andere Extrem zu mir. Ich wollte von ihm lernen, also installierte ich mir ebenfalls eine der Dating-Apps.

Tarik half mir, indem er ständig Fotos von mir schoss, damit ich diese in mein Profil hochladen konnte. Mit Freude übernahm er die Rolle meines Flirt-Mentors. Mithilfe seiner Tipps hatte ich mein Profil erfolgreich angelegt. Zuerst fühlte ich mich etwas unwohl dabei, Frauen aufgrund ihres Aussehens zu beurteilen. Doch das war wohl Gang und Gäbe. Ich machte mir nicht viele Gedanken darüber, denn mein Ziel war es, endlich Erfahrungen mit Frauen zu sammeln. Ich konnte es kaum glauben, als mir der erste Match angezeigt wurde. Und nach kurzer Zeit der zweite. Auf diesen folgte der dritte, und irgendwann der vierte. „Ach krass, ich habe ja viele Matches“, erzählte ich Tarik. „Aber die antworten gar nicht.“ Er sah sich meinen Chatverlauf an und fing an zu lachen: „Du kannst doch nicht alle anschreiben mit ‚Hey, wie geht’s?‘, so funktioniert das nicht!“. Er erklärte mir, dass es einer passenden Einleitung bedarf. Entweder ging er auf ein Foto von ihr ein, oder brachte einen seiner Standardsprüche zum Einsatz. Ich musste zugeben, dass Tarik auf mich sehr sympathisch und humorvoll wirkte. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass er genauso auf Frauen wirkte. Nach einigen Anläufen klappte es dann endlich. Ich traf mich in Laufe der Wochen mit Einigen zum Date. Dazu nutzte ich stets den einstündigen Stadtausgang, welchen mir das Freigängerheim gewährte. Mittlerweile hatte ich meine Masche gefunden, mit der ich die Frauen anlocken konnte. Nach einem kurzen Gespräch mit meinem jeweiligen Match machte ich oft Anspielungen auf meine besondere Situation. Was mich überraschte: diese Geschichte wirkte oft als Köder und nicht selten als Aufhänger für tiefergehende Gespräche. Und so bekam ich sie: die ersten Dates in meinem Leben überhaupt. 

Tarik hatte Talent, keine Frage. Doch, so sehr ich dies bewunderte, hatte ich oft ein seltsames Gefühl bei ihm. Wir saßen wie jeden Morgen in der Bahn nach Heilbronn, wobei ich diesmal leider im Gang saß. Mir gegenüber saß Tarik, neben ihm ein sehr hübsches Mädchen. Schwarz gefärbte und lange Haare, blaue Augen, die Haut gebräunt, die Fingernägel lang und gemacht. Sie entsprach exakt dem Beuteschema von Tarik. So poppte plötzlich eine WhatsApp-Nachricht auf meinem Handy-Display auf, die überraschenderweise von Tarik, der mir gegenüber saß, stammte: „Hey Bro, ich riech jetzt an ihren Haaren“, schrieb er. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. „Ach was, laber nicht“, antwortete ich. Er las meine Antwort, machte ein Gesicht, als wolle er mir sagen „Schau zu und lerne, junger Padawan“, und drehte sein Gesicht in Richtung des Mädchens.  Er begann, an den Haaren des fremden Mädchens zu schnüffeln – einfach so! Auch, wenn er dies in aller Schnelle machte, kam mir diese Aktion vor, als wäre sie in Slow-Motion abgelaufen: „Was zur Hölle?!“, dachte ich mir. Doch es ging weiter. Erneut poppte eine Nachricht auf meinem Display auf: „Frag mal, was hier so gut riecht. Dann werde ich sagen: ‚Ihre Haare glaub ich‘“. Während ich versuchte, mir das Lachen erneut zu verkneifen, tippte ich die Antwort: „Nein, Alter!“ Er versuchte, mich zu überreden, doch ich blieb standhaft. Als er endlich nachgab, vertiefte ich mich wieder in meine Gedanken und vergaß den Vorfall. Dann geschah etwas Seltsames. Kurz, bevor wir in Heilbronn ankamen, duftete es wirklich gut. Ich weiß nicht, weshalb ich es tat, aber die Worte entwichen meinem Mund ebenso schnell, wie sie mein Gehirn erreicht hatten: „Was riecht hier so gut?“ Ich blickte das Mädchen direkt an und wartete darauf, dass Tarik sich zu Wort meldete. Gerade, als ich bemerkte, dass er nicht mehr am Platz saß, kam die Antwort von dem hübschen Mädchen: „Ich glaube, dein Kumpel riecht so gut.“ Sie zeigte auf ihn. Er stand am Gang und sprühte sich erneut mit seinem Joop Parfüm ein. Wir mussten alle lachen. 

Als ich dann abends bereits im Freigängerheim war, Tarik jedoch noch spät Vorlesungen hatte, bekam ich von ihm einen Anruf. „Hey Bro, ich bin gerade in Heilbronn am Bahnsteig und rate mal, wer hier ist.“ Ich fragte nach. Seine Stimme am Telefon wurde leiser, als würde er sich entfernen: „Hier ist die von heute morgen, mit den Haaren.“ Bevor ich antworten konnte, schien er gerade ein Gespräch mit dem Mädchen anzufangen: „Weißt du, wen ich am Apparat habe? Meinen Kumpel von heute morgen, der gesagt hat, dass du gut riechst…“ Und er legte auf. Was danach geschah, war mir unerklärlich. Tarik saß morgens plötzlich immerzu mit diesem Mädchen zusammen in der Bahn. Sie stellte sich mir als Lisa vor. Mir fiel auf, dass sie auch dann zurück von Heilbronn nach Schwäbisch Hall fuhr, wenn Tarik ebenfalls in der Bahn saß. „Sag mal, hast du ihre Nummer, oder wie?“, fragte ich ihn nach gut einer Woche. „Ja, klar“, antwortete er selbstverständlich. Ich war beeindruckt: „Läuft bei dir.“ Nach einer Weile fühlte ich mich wie das dritte Rad am Wagen. Die beiden begannen, während der Bahnfahrt Zärtlichkeiten auszutauschen. Woche für Woche wurde das Verhältnis der beiden intensiver. „Die hat einen Freund“, teilte mir Tarik beiläufig mit, als wir im einstündigen Stadtausgang waren. „Wie jetzt? Ich dachte, du datest die?“, fragte ich verblüfft. Er wusste genau, dass es falsch war, was er tat, aber genau das gefiel ihm daran. „Sie macht jetzt Schluss mit ihm.“ Nun war ich baff. „Alter, wie krass ist das denn. Die kennt dich doch noch nicht mal so lang? Außerdem – ich dachte, du willst nicht Festes mit ihr?“ Er meinte, dass es ihre Entscheidung sei und, dass die beiden noch viel Spaß haben würden. Es dauerte also nicht lange, bis sich die beiden öfter sahen und Tarik auch das Wochenende mit ihr verbrachte. Ich hätte ihm die Geschichte niemals abgekauft, wäre ich selbst nicht dabei gewesen. Gerade als ich dachte, es ginge nicht heftiger, wurde ich Zeuge eines mir total unerklärlichen Ereignisses. 

Nach meiner letzten Vorlesung wollte ich mich eines Nachmittags zurück zum Freigängerheim begeben. Ich rief Tarik an, um zu fragen, ob er ebenfalls aus hatte und mitfuhr. Er teilte mir mit, dass er gerade am Rathaus sei und ich dort aussteigen sollte. Da diese Station auf dem Weg zum Hauptbahnhof lag, befolgte ich die Anweisung. Er hatte mir zuvor mitgeteilt, dass er gerade mit Lisa unterwegs war. Als ich ihn am Rathaus allerdings antraf, war er allein: „Wo ist denn Lisa?“ Er grinste: „Die ist da hinten und weint. Hat wissen wollen, woher ich soviel Geld hab. Hab’s ihr gesagt. Und dann wagte sie es, mich zu verurteilen. Hab gesagt, die soll gehen, wenn die keinen Bock hat. Und dann ist sie weinend gegangen.“ Tarik überraschte mich immer wieder mit seiner direkten Art. Noch bevor ich überhaupt ein Kommentar zu der ganzen Sache abgeben konnte, sah ich, wie Lisa angetanzt kam. Sie näherte sich Tarik, wischte ihre Tränen weg und sagte ihm in einem unglaublich unpassenden Befehlston: „Na gut, ich bleibe! Mach, was du willst. Erzähl mir in Zukunft einfach nichts davon.“ In diesem Moment hatte ich großes Mitleid mit dieser Person. Ich wusste nicht, aus welchen Gründen sie bei Tarik bleiben wollte – doch war ich mir sicher, dass sie eine schwache Persönlichkeit hatte. 

Während Tarik mit Lisa beschäftigt war, traf ich mich immer öfter mit Beyza. Jedes Gespräch empfand ich als angenehm, und so entwickelte ich positive Gefühle zu ihr. Wir lachten miteinander und waren auf derselben Wellenlänge. Doch eines Tages erzählte sie mir, dass sie ihrer Mutter von mir erzählt hatte. Ich war etwas verwirrt, da ich den Sinn dahinter nicht verstand, ihrer Mutter etwas über mich zu erzählen, um das dann mir zu erzählen. Ich wollte auf jeden Fall nicht, dass sich daraus etwas in Richtung einer Beziehung entwickelte. Ich war noch nicht mal draußen – war ein Häftling. Außerdem wollte ich das Leben auskosten. Also beschloss ich, ihr von meiner Situation zu erzählen. Bisher hatte ich mich nicht getraut, in der Angst, es würde sie abschrecken. Sie reagierte unerwartet gelassen auf die Offenbarung. Sie meinte nur: „Ich hoffe, du hast daraus gelernt“. Dennoch war mir etwas unwohl bei dem Ganzen. Plötzlich ging alles ganz schnell. Die Gespräche entwickelten sich in eine falsche Richtung. Ich versuchte, ihr das indirekt mitzuteilen: „Hey Beyza. In der Haft, da habe ich etwas gelernt. Es gab Häftlinge, die haben sich in der Freizeit abends kennengelernt und sehr gut verstanden. Und du musst verstehen, es gibt sehr wenige Einmannzellen. Also müssen viele in Zweierzellen. Jeder will jemanden als Zellengenossen haben, mit dem er sich versteht. So hat man eben die Freizeit abends genutzt. Ich habe gesehen, wie ‚beste Freunde‘ zusammen in eine Zelle gezogen sind und danach die schlimmsten Feinde waren. Wenn Du mit jemandem in der Zelle bist, 23 Stunden pro Tag, ja, dann lernst Du diese Person sehr gut kennen. Egal, wie viele Monate du ihn schon zuvor in der Freizeit abends kennengelernt hast. Was ich sagen will, ist, dass ich mir für das Kennenlernen von Personen die Zeit nehmen will, die es dafür benötigt.“ Sie schien es nicht wirklich zu verstehen, auch wenn sie mir verbal das Gegenteil mitteilte. So waren ihre Handlungen auf einmal sehr seltsam. Sie begann, meiner Mutter und meiner Schwester auf Instagram zu folgen. Begann, mir Sachen zu schreiben, wie: „Hey Emre, weißt du, wo ich gerade bin? Auf einer Hochzeit! Und hier läuft ein Song, der geht so: ‚Wärst du ein Mann, würdest du um meine Hand anhalten‘“. 

Als ich an einem Wochenende wieder bei meinen Eltern war und wir auf die Kirmes unserer Moschee gingen, kam meine Mutter mit einer Halskette angetanzt. Ich konnte meinen Augen kaum Glauben schenken, als ich die Namensgravur „Beyza“ darauf las. Entsetzt schmetterte ich meiner Mutter entgegen: „Mama, übertreib halt richtig. Bitte gib das wieder zurück!“ Ich war sehr sauer auf meine Mutter. Ich hatte ihr nur ein, zwei Mal von Beyza erzählt und sie machte sich nun Hoffnungen, dass ich bald heiraten würde. Ich war mir mittlerweile nicht mal mehr sicher, ob die beiden nicht über Social Media in Kontakt waren. Dabei war ich auf einem ganz anderen Weg. Hatte ein ganz anderes Ziel. Das Ganze hier, das lenkte mich zu sehr vom Wesentlichen ab. Also war es Zeit, das zu beenden. „Emre, weißt Du wo ich gerade hinfahre? Nach Stuttgart, zu deinen Eltern. Ich werde bei deiner Mutter, um deine Hand anhalten“, war die letzte Nachricht von Beyza. Von da ab schrieb ich ihr nicht mehr.

Beyza war also Geschichte, und eine neue Frau tauchte auf. Ich hatte bereits seit einiger Zeit mit ihr geschrieben. Wieder über eine Dating-App. Sie war klein, süß und schien nett zu sein. Wir machten ein Treffen zum Wochenende aus. Ich war sehr aufgeregt. Zum Einen durfte ich kein Auto fahren, zum Anderen musste ich eigentlich die Zeit bei meinen Begleitpersonen – also meinen Eltern – verbringen. Doch mir war das Date am Wochenende sehr wichtig, da ich mir mehr als nur ein gemeinsam eingenommenes Abendessen erhoffte. Ich nahm zwei Stunden Bahnfahrt in Kauf, um sie zu treffen. „Hey Emre“, sie erkannte mich und kam lächelnd auf mich zu. Wir umarmten uns. „Hey, Ella.“ Ich führte sie auf ein italienisches Abendessen aus, sie führte mich in der Stadt herum und wir verbrachten mehrere Stunden in einem kleinen Café. Nachdem wir uns lange unterhalten hatten, sagte sie schon wieder etwas, was ich zuvor bereits von vielen anderen Frauen gehört hatte: „Emre, Du bist irgendwie anders als die anderen Männer. Einfach so anders.“ Ich verstand wieder nicht, was damit gemeint war. Doch in dem Moment, als ich ihr sagte, dass ich die letzte Bahn verpasst hatte und nach einer Bleibe suchen werde, wurde mir klar, was sie alle gemeint hatten. Was allen Frauen, mit denen ich bisher gesprochen hatte, gemein war. Und sie hatten allesamt unrecht. 

Ich wollte auch nur das Eine. Wollte gar nicht die Person dahinter kennenlernen. „Lass uns doch zu mir gehen“, meinte Ella, und weckte mich aus meinen Gedanken. Ich war positiv überrascht über diese Einladung: „Aber Du wohnst doch bei deinen Eltern?“ Sie war ganz gelassen: „Ach, ich habe ein eigenes Zimmer im Dachgeschoss. Die sagen schon nichts.“ Wir nahmen den Nachtbus zu ihr. Sie öffnete ganz leise die Haustür, bat mich, vorsichtig auf die Stufen zu treten und im Nu befanden wir uns in ihrem Zimmer. Ich war total überfordert mit dieser Situation. Ich rang mit mir. Ich wusste nicht, ob das hier alles richtig war. Andererseits fühlte sich das gerade sehr aufregend und spannend an. Sie setzte sich auf die Bettkannte und ich mich neben sie. Ich sah sie an und näherte mich ihren Lippen, bis ich ihre sanft auf meinen spürte. Auf einmal spürte jedoch etwas ganz anderes: eine Hand traf klatschend auf meine rechte Wange. „Aua, warum hast du das getan?“, fragte ich entrüstet. Sie zögerte kurz und presste wieder ihre Lippen auf meine: „Nur, dass du Bescheid weißt. Heute Abend läuft nichts.“ Am liebsten hätte ich ihr das Folgende geantwortet: „Nur, dass du Bescheid weißt. Das war mein erster Kuss.“ Doch ich sagte nichts. 

Ich stand morgens sehr früh auf. Hatte eigentlich kaum geschlafen. Es war eine schöne Nacht gewesen, doch erholt hatte ich mich kaum. Auf meinem Handy sah ich ein Dutzend verpasster Anrufe von meinem Vater und meiner Mutter. Ich wusste, dass sie sauer waren, weil ich einfach weggegangen war. Meinen Bruder Cem hatte ich gebeten, meinen Eltern im Nachhinein mitzuteilen, wo ich mich aufhielt. „Oĝlum, warum machst du so etwas?!“, rief meine Mutter entsetzt, als ich nach meiner Rückkehr am frühen Morgen die Küche betrat, wo sie das Essen in der Küche zubereitete. „Außerdem darfst du dich nicht von uns entfernen. Was wäre gewesen, wenn das Freigängerheim angerufen hätte?“ Ich versuchte zwar, mich zu verteidigen, wusste jedoch, dass ich im Unrecht war. Doch ich wusste auch, dass sie noch enttäuscht war, weil ich das mit Beyza beendet hatte. Ich war mir selbst unsicher, was ich wollte. Suchte ich nach einer Beziehung? Oder nach einem Abenteuer? Ich merkte, dass es noch zu früh für Beides war. Dass ich mich noch selbst finden musste, bevor ich jemanden an meiner Seite haben konnte. Ich beschloss, das Thema „Frauen“ vorerst nicht weiter zu forcieren, mich nicht darauf zu konzentrieren. Es kommt, wie es kommt – dachte ich mir.

So lebte ich mein Leben weiter – unwissend darüber, dass schon bald ein wichtiger Mensch mein Leben komplett umkrempeln würde. Dass diese Person mich umarmen würde, und sich das so intensiv wie die Werbung „Cola küsst Orange“ anfühlen würde. Diese Umarmung, welche mehr Emotionen und Liebe in mir auslösen sollten, als ich je zuvor gespürt hatte. Die Umarmung, die mir wichtiger war als jeder Kuss – ihre Umarmung.